Additive Manufacturing wird industrielle Wertschöpfung komplett verändern

Für Ulli Klenk, den Vorstandsvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing im VDMA, ist die Zielsetzung klar: „Wir müssen raus aus den Labors und rein in die industrielle Produktion!" Die deutsche Industrie habe sich im Additive Manufacturing eine gute Ausgangsposition erarbeitet, die es nun für die Industrialisierung der Verfahren zu nutzen gelte, sagte er auf der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft, die im Hamburger LZN Laser Zentrum Nord GmbH stattfand.

Prof. Claus Emmelmann, Geschäftsführer des LZN, betonte die Bedeutung der additiven Fertigung: „Sie wird die industrielle Wertschöpfung komplett verändern. Damit ergeben sich Chancen, aber auch Risiken für jene, die sich zu spät mit dieser Game-Changing-Technologie beschäftigen." Statt die noch hohen Kosten zu monieren und auf Kostenstrukturen konventioneller Fertigungsverfahren zu warten, riet er Unternehmen, sich die Besonderheiten der neuen Engineering- und Herstellmethodik frühzeitig anzueignen, um ihre Chancen zu nutzen. Dazu zählt er die bionische Umgestaltung von Produkten, Integration neuer Funktionen in Bauteile oder auch die Option, Ersatzteile bei Bedarf additiv zu fertigen, anstatt sie zu lagern. Wer sich schon jetzt mit der Technologie befasse, werde von der zu erwartenden Produktivitätssteigerung der Maschinen und der eigenen Lernkurve profitieren – und schaffe obendrein ideale Voraussetzungen für die Prozesswelt der Industrie 4.0.
Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing wächst
Seit ihrer konstituierenden Sitzung im Frühsommer 2014 ist die vom VDMA initiierte Arbeitsgemeinschaft (AG) auf 64 Mitglieder gewachsen. Damit hat sich die Mitgliederzahl laut Rainer Gebhardt, dem verantwortlichen Projektleiter im VDMA, annähernd verdoppelt. „Wir haben die offen und international ausgerichtete AG ins Leben gerufen, um die junge Technologie im direkten Austausch zwischen Anlagenbauern, Zulieferern, Anwendern, Dienstleistern und Forschungsinstituten voranzubringen", sagte er. Bisher hätten sich 56 Unternehmen aus den genannten Bereichen und acht Forschungsinstitute angeschlossen. Gemeinsames Ziel sei die Weiterentwicklung der additiven Verfahren und Prozessketten in Richtung industrielle Produktion, sowie die Verständigung auf Normen und Standards.
Ulli Klenk, der sich als Leiter des strategischen Business Developments in der Digital Factory Division von Siemens in Nürnberg im AG-Vorstand engagiert, sieht Entwicklungsbedarf in der Automation und Inline-Prozessüberwachung der additiven Verfahren. Noch seien die manuellen Anteile, der Ausschuss und der Aufwand der Qualitätsprüfung zu hoch. „Wir müssen dahin kommen, dass sich die Prozesse bei Soll-Abweichungen nachregeln lassen und die Qualität schon im Fertigungsprozess überwacht und dokumentiert wird", sagte er. Die Technologie befinde sich im Frühstadium – sie biete aber enormes Potential und werde die industrielle Wertschöpfung in vielen Bereichen verändern.
Heinz Gaub, technischer Geschäftsführer der ARBURG GmbH & Co. KG und Vorstandsmitglied der AG Additive Manufacturing, verwies ebenfalls auf das hohe Zukunftspotential. „Momentan beginnt für uns als Maschinenbauer die spannende Phase des Übergangs von der Technologieentwicklung hin zur Markteinführung mit Aufbau einer internationalen Vertriebsstruktur für unser Kunststoff-Freiformen", berichtete er. Ziel der Arbeitsgemeinschaft müsse es sein, dass Additive Manufacturing als industrielles Fertigungsverfahren und nicht als 3D-Drucken im Hobbykeller wahrgenommen wird.
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