Arbeiten in der Kunststoffbranche: Die Zukunft mitgestalten

„Irgendwas mit Medien“ oder „irgendwas mit Menschen“: Diese Antwort hört man auf die Frage nach Berufswünschen häufig. „Irgendwas mit Kunststoff“ hingegen seltener. Grund dafür mögen der schlechte Ruf und die Vorurteile sein, die Kunststoffen immer noch anhaften – zu Unrecht. Denn Kunststoff ist der Werkstoff des 21. Jahrhunderts. Eine Welt ohne Kunststoffe ist aus heutiger Sicht undenkbar. Dies eröffnet zahlreiche berufliche Perspektiven in einer zukunftsorientierten Branche.

Auch in der Kunststoffbranche wird die nachhaltige Entwicklung im Rahmen von Unternehmensstrategien immer wichtiger: Die Industrie übernimmt Verantwortung für aktuelle Herausforderungen wie Littering oder Ressourcenschonung. Und sie entwickelt Lösungen, die den Bedürfnissen der Verbraucher:innen sowie den Anforderungen an Umwelt- und Klimaschutz gerecht werden. Hier können sich junge Talente aktiv einbringen und an der Entwicklung fortschrittlicher Kunststoffe und Kunststoffverpackungen mitarbeiten. Doch viele Menschen wissen gar nicht, wie innovativ die Branche tatsächlich ist und welche beruflichen Möglichkeiten sie bietet – sowohl für Menschen mit abgeschlossener Ausbildung als auch für Studierte.
Kunststoff studieren
Vor allem Absolvent:innen ingenieurwissenschaftlicher oder MINT-Studienfächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sind in der Kunststoffindustrie gefragt. Ingenieur:innen für Kunststoff-, Verpackungs- oder Werkstofftechnik sowie Produktions- oder Vertriebsingenieur:innen sind geschätzte Fach- und Führungskräfte. Ihr Arbeitsgebiet ist hochspezialisiert, wissens- und forschungsintensiv. Sie sind beispielsweise in der Fertigung, Verfahrens- und Werkstofftechnik, Kunststoffproduktgestaltung oder im Projektmanagement tätig. Möglich ist der Einstieg unter anderem über folgende Studiengänge:
Kunststofftechnik
Kunststofftechnik-Studiengänge beschäftigen sich damit, wie Kunststoffe verarbeitet werden, wie aus ihnen Produkte entwickelt und hergestellt werden und wie Maschinen gebaut sein müssen, die Kunststoffprodukte herstellen. Sie sind meist eine Kombination aus Ingenieurs- und Naturwissenschaften. Inhaltliche Hauptbestandteile sind – neben der eigentlichen Kunststofftechnik – Polymerchemie, Maschinenbau und Werkstoffkunde, aber auch Mechatronik, Verfahrenstechnik, Verarbeitung von Kunststoffprodukten, Physik und Mathematik. Kunststofftechnik-Studiengänge werden als Bachelor of Engineering oder Bachelor of Science an Fachhochschulen und Universitäten angeboten, beispielsweise in Osnabrück, Darmstadt oder Würzburg. Das europaweit führende Forschungs- und Ausbildungsinstitut auf dem Gebiet der Kunststofftechnik ist das Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Industrie und Handwerk an der RWTH Aachen University. Studierende haben dort Zugang zu hochmodernen und technisch exzellent ausgestatteten Institutstechnika. Das IKV verbindet praxisnahe Forschung mit wissenschaftlicher Grundlagenforschung. Die Forschungsergebnisse lassen sich deshalb ideal in der industriellen Praxis anwenden.
Maschinenbau (Schwerpunkt Kunststofftechnik)
Mit besserem Recycling und den steigenden Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffen wächst auch der Bedarf an spezifischen Kenntnissen für deren Entwicklung und Produktion. Das Maschinenbaustudium mit der Spezialisierung auf Kunststofftechnik ergänzt typische Inhalte des Maschinenbaus wie Konstruktion, Mechanik oder Werkstoffkunde mit kunststoffspezifischen Grundlagen wie Chemie und Kunststoffkunde. Möglich ist der Bachelor of Engineering beispielsweise an der DHBW Stuttgart oder an der DHBW Mosbach.
Chemieingenieurwesen
Auch das Studienfach Chemieingenieurwesen ist interdisziplinär aufgebaut und vermittelt wissenschaftliches sowie praktisches Grundlagenwissen unter anderem in Chemie, Mathematik, Physik, Prozesstechnik, Verfahrenstechnik und Werkstofftechnik. Angeboten wird das Studium beispielsweise an der Uni Ulm, an der TU Dortmund oder am Karlsruher Institut of Technolgy (KIT).¹
Gefragte Aus- und Weiterbildungen
Ausbildungsberufe sind in der zukunftsorientierten Kunststoffbranche gefragt. Neben Staplerfahrer:innen, Werkzeugmechaniker:innen oder Produktionsmitarbeiter:innen, ohne die Produktionen nicht funktionieren würden, gibt es zahlreiche Aus- und Weiterbildungsberufe speziell für die Kunststoffindustrie.
Ausbildungen
Packmitteltechnolog:innen arbeiten an und mit innovativen Verpackungen: Nach drei Jahren Ausbildung gestalten und stellen sie Packmittel her, die den Inhalt optimal schützen und gleichzeitig Platz für Verbraucherinformationen sowie ein ästhetisches Design bieten. Dafür berücksichtigen sie einerseits Kundenvorgaben, andererseits ökologische Überlegungen. Am Computer gestalten sie beispielsweise Konturen für Stanzformen, stellen maschinell oder manuell Muster her und prüfen diese nach verschiedenen Kriterien. Zudem arbeiten Packmitteltechnolog:innen im betrieblichen Qualitätsmanagement und führen Serienkontrollen im Labor durch. In der Packmittelfertigung planen und gewährleisten sie den Materialbedarf und -fluss. Sie steuern und überwachen auch die Produktionsprozesse und halten Maschinen instand.
Sie haben den Werkstoff Kunststoff auf dem Prüfstand: Werkstoffprüfer:innen Kunststofftechnik. Sie untersuchen Kunststoffe und Zwischenprodukte aus Kunststoff auf ihren Aufbau und Materialfehler und überwachen ihre gleichbleibende Qualität. Sie planen physikalisch-chemische sowie mechanisch-technologische Prüfungen und Versuchsreihen. Zur Weiterverarbeitung untersuchen Werkstoffprüfer:innen Kunststofftechnik bestimmte Erzeugnisse und Teile aus Kunststoff auf ihre Zusammensetzung, Struktur und Eigenschaften. Nach Schadensfällen ermitteln sie mögliche Ursachen des Bauteilversagens. Zudem präparieren sie Werkstoffproben für zerstörende, zerstörungsfreie oder materialografische Prüfungen, etwa Zug-, Biege- oder Relaxationsversuche. Sie bestimmen physikalische, chemische und insbesondere mechanische Eigenschaften von Kunststoffen, beispielsweise Materialeigenschaften wie Härte oder Verformbarkeit. Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre.
Verfahrensmechaniker:in für Kunststoff- und Kautschuktechnik ist ein dreijähriger Ausbildungsberuf in sieben Fachrichtungen: Bauteile, Compound- und Masterbatchherstellung, Faserverbundtechnologie, Formteile, Halbzeuge, Kunststofffenster sowie Mehrschichtkautschukteile. Sie alle haben gemeinsam, dass sie die Fertigung der jeweiligen Kunststoffteile anhand von Auftragsdaten, speziellen Kundenwünschen und technischen Zeichnungen planen. Sie wählen geeignete Materialien aus, überwachen und optimieren die Herstellung sowie verpacken, transportieren und lagern fertige Produkte. In einigen Fachrichtungen gehört es zu ihren Aufgaben, die jeweiligen Werkstoffe physikalisch und chemisch zu prüfen, etwa hinsichtlich Dichte, Viskosität und Farbe.
Maschinen- und Anlagenführer:innen mit dem Schwerpunkt Metall- und Kunststofftechnik arbeiten nach ihrer zweijährigen Ausbildung an Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Bauteilen, Baugruppen und Produkten aus Kunststoff und Metall. Sie bereiten die nötigen Materialien für die Produktion vor, warten die Maschinen und verpacken die fertigen Produkte. Zudem überwachen sie auch die Produktionsprozesse. Bei Abweichungen in der Qualität oder bei Störungen im Prozessablauf greifen sie korrigierend ein.²
Weiterbildungen
Mit der entsprechenden Berufspraxis und dem Erwerb der berufs- und arbeitspädagogischen Eignung können sich Absolvent:innen anerkannter Ausbildungsberufe weiterbilden.
Die Meisterausbildung fokussiert sich neben der praktischen Expertise verstärkt auf die Personalverantwortung, das Führen und Ausbilden von Mitarbeiter:innen sowie die Arbeitsweise und Kostenentwicklung im Verantwortungsbereich. Industriemeister können einen eigenen Betrieb aufbauen oder übernehmen. Der Industriemeister der Fachrichtung Papier- und Kunststoffverarbeitung setzt eine abgeschlossene Ausbildung der Papier und Kunststoff verarbeitenden Industrie voraus, der Industriemeister Kunststoff und Kautschuk eine abgeschlossene Ausbildung der Fachrichtung Kunststoff und Kautschuk. Möglich ist die Qualifikation zum Industriemeister Kunststoff/Kautschuk beispielsweise am SKZ – Das Kunststoffzentrum. Seit 1967 konnte das SKZ in Kooperation mit der IHK auf diese Weise bereits mehrere tausend Fachkräfte für die Kunststoffbranche weiterqualifizieren.
Staatlich geprüfte Techniker:innen sind qualifizierte industriell-technische, angestellte Fachkräfte. Sie sind Fachexpert:innen auf ihrem Gebiet und beherrschen die Prozesse und Technologien auch in der Theorie hervorragend. Deshalb sind sie in der Entwicklung, Konstruktion, Forschung oder Beratung gefragt. Für die mehrjährige Weiterbildung an Fachschulen wird eine geeignete abgeschlossene Ausbildung vorausgesetzt. Beispielsweise entwickeln Techniker:innen der Fachrichtung Lebensmitteltechnik (Schwerpunkt Lebensmittelverpackung) lebensmittelgerechte Verpackungen und beraten Kunden beispielsweise bei der Inbetriebnahme von Verpackungsanlagen. Techniker:innen der Fachrichtung Kunststoff- und Kautschuktechnik sind in der Entwicklung, Herstellung und Verarbeitung von Kunststoff- und Kautschukerzeugnissen tätig und beraten Kunden zu geeigneten Produkten. In der Anwendungstechnik projektieren sie, montieren Produktionsanlagen nehmen sie in Betrieb.³
Jobs mit Zukunft
Die Kunststoffbranche möchte sich stetig weiterentwickeln und bietet viele attraktive Jobs, in denen Fachkräfte an zukunftsweisenden Lösungen sowie innovativen Produkten und Stoffen arbeiten können. Zukunftsgerichtetes Denken und Handeln wird honoriert: Beispielsweise zeichnet der PackTheFuture Award innovative Produkte und damit auch ihre Ideengeber:innen und Umsetzer:innen dahinter aus. Dabei hat die Branche stets ihre Weiterentwicklung und den sinnvollen Einsatz eines der wichtigsten Werkstoffe unserer Zeit im Blick.
www.kunststoffverpackungen.de