Was sich Anfang des Jahres schon angedeutet hat, wird im Spätsommer 2024 bittere Realität. Viele Robotik-Integratoren kämpfen um das Überleben. IBK-Ingenieurconsulting aus Hannover musste im Juni Insolvenz anmelden, Marc Engineering auch, einige konnten wieder einen Investor finden – vor allem aber aus den lokalen Netzwerken.
Die M&A-Berater kommen kaum mehr nach mit ihren Übernahmelisten. „Das sind keine Investitionen in die Zukunft oder in neue Ideen und Produkte, sondern da verschaffen sich einige gerade ein bisschen Luft. Darum wird das auch nicht an die große Glocke gehängt“, vermutet ein Brancheninsider. Höchstens lokale Medien berichten über Geschäftsaufgaben und neue Partner, die Geld beisteuern. Kurios: In der Not versuchen manche noch schnell einen Webshop hochzuziehen, doch das kommt meistens viel zu spät.
Nicht jeder findet in diesen Tagen einen Geldgeber. Viele Unternehmen wackeln – der Südwesten sei besonders betroffen, heißt es in Robotikkreisen. „Die Stimmung ist schlecht“, hört man bei vielen Integratoren. Die Automobilindustrie fuhr und fährt Projekte massiv zurück, Rahmenverträge werden nicht abgerufen, Projekte wurden und werden verschleppt und viele Unternehmen würden im Moment vor allem Kleinstprojekte in der Robotik starten, die kaum Marge versprechen. Viele Integratoren haben in den letzten Jahren gut mit der Automobilindustrie verdient, oft, vielleicht zu viel auf eine Karte gesetzt. Bei einem Integrator kommen auf rund 20 Automotiveprojekte, nur drei bis vier Aufträge aus anderen Branchen.
"Insbesondere die Verzögerung von Projekten ist im Moment ein großes Problem. Man hat als Integrator investiert und der Kunde kommt mit dem Projekt nicht voran, aber man kann noch keine Rechnung stellen. Das ist sicherlich eine Taktik für manche Leute, und dann verliert man."
Und dann gibt es da noch die Neuen am Markt. Die vielen chinesischen Robotiker, die seit einigen Wochen massiv auf der Suche sind nach Integratoren für ihre Roboter. Ob Gerald Mies, der neue Europa Boss von Estun Automation auch sucht, wissen wir nicht. Estun gehört zu den größten chinesischen Roboterherstellern. In einer Pressemitteilung wird der ehemalige Kuka-Manager Mies zitiert: „Als Hersteller orientieren wir uns an den hiesigen Gegebenheiten und werden ein starkes Preis-Leistungs-Niveau bieten.“ Dazu gehören eine hohe Verfügbarkeit, Lieferfähigkeit, Service und das Ersatzteilgeschäft. „Mit unserem Angebot sind wir schon sehr europäisch ausgerichtet.“ Dann braucht es wohl auch Integratoren. Aber allein den Robotiker zu wechseln, wird nicht allen helfen.
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