Experten-Talk: Beschleunigte Digitalisierung verursacht erhöhte Lieferengpässe

Schulen, Behörden und Industrie warten auf Laptops, Chips und Co.

Durch die Pandemie wurde die Digitalisierung voran getrieben. Homeoffice, Fernunterricht an den Schulen und wieder erstarkende Industrieproduktion erhöhen den Nachfragedruck gemeinsam. Fehlende Vorprodukte und teure Frachtwege verhindern aber momentan bei Hardware-Produkten eine schnelle Lieferung.

Der IT-Beschaffungsexperte Michael Loidl (Geschäftsführer K&L electronics) gibt uns dazu wieder Antworten.

UvW-Pressebüro:
Hallo Herr Loidl! Was tun, in der derzeitigen Situation, um die Materialversorgung zu gewährleisten? Welche Wege können Sie aufzeigen?

M. Loidl:
Wir haben schon zu Beginn dieses Jahres, auf die sich abzeichnende, prekäre Situation bei der Beschaffung von EDV Produkten hingewiesen. Das Ausmaß, wie es sich heute darstellt, überrascht uns allerdings selbst. Und ...wir sehen momentan keine Anzeichen einer Entspannung. Ganz im Gegenteil!

UvW-Pressebüro:
Was raten Sie dann bei der Beschaffung von Hardware?

Michael LoidlM.Loidl:
Man sollte neue Projekte mit etwas längerer Sicht planen und darf sich nicht auf sofortige Verfügbarkeit von ansonsten in ausreichender Stückzahl vorhandener Hardware in normalen Zeiten verlassen. Auch ein IT-Spezialist wie wir, der mit rund 3.000 zertifizierten Herstellern / Partnern zusammenarbeitet und viele Millionen „besorgbare“ Artikel in der Datenbank führt, kann einen, durch eine strikte Null-Coronapolitik in China lahmgelegten Frachthafen, leider nicht schneller machen.
Diese Probleme sind nicht nur derzeit vorhanden, sondern werden uns sicher bis ins nächste Jahr so oder so ähnlich immer wieder begleiten.

UvW-Pressebüro:
Schulen und Behörden erhalten mehr Mittel, um ihre IT-Infrastruktur zu verbessern oder zu erweitern.

M. Loidl:
Endlich! (lacht). Diese Bedarfe können meist auch noch gut abgedeckt werden. Die Frage ist manchmal, ob es unbedingt diese oder jene Farbe sein muss oder es spezialisierte Ausstattungswünsche gibt. Momentan können wir 97% der Anfragen aus diesen Bereichen positiv bedienen.

UvW-Pressebüro:
Wie sollten Industriekunden derzeit am besten vorgehen?

M. Loidl:
Wie schon gesagt, geht es nicht nur um heute, sondern vor allem um das ganze nächste Jahr. Ziemlich sicher sogar in verschärfter Form. Ich würde bei der Kalkulation von Produkten deutliche Preispuffer einbauen, um die teilweise sehr stark gestiegenen Fracht- und Rohstoffkosten einzuplanen. Und ich würde für kritische Produkte zusätzliche Lagervorhaltung einrichten.
Sprechen Sie auch mit Ihrem Händler und den Ansprechpartnern in Ihrer Liefer- und Kundenkette, um die Erwartungen klar zu machen. Die Liefersituation sollte für alle relevanten Ankaufprodukte abgesprochen werden. Es sollte großzügig disponiert werden, um keine Produktionsausfälle zu riskieren. Just in Time, das war einmal...

UvW-Pressebüro:
Herr Loidl, vielen Dank das Sie wieder Zeit für uns hatten.

www.kl-electronics.de