Bei "Print" rollt es: Viel Gerede, wenig Krise

Deutschlands große Rollenoffset-Druckereien drucken so viel wie nie zuvor

In Deutschlands großen Rollenoffsetdruckereien ist von einer "Printkrise" wenig zu spüren. Das Druckvolumen (Papiertonnage) hat im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent zugelegt. Vor allem das Geschäft mit Werbebeilagen sorgt weiterhin für ein Mengenwachstum in diesen Betrieben. Bezogen auf die "Normalkapazität" (5 Tage-Woche, 3-Schicht-Betrieb) waren die Druckbetriebe 2014 voll ausgelastet. Dies geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung Michael Dömer hervor, die im Auftrag der European Web Association (EWA) auf Basis von Zahlen aus den EWA-Mitgliedsfirmen erstellt wurde.

Die EWA ist die länderübergreifende Interessenorganisation des Rotationsdrucks für Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Niederlande. Sie ist in verschiedenen Gremien und Dachorganisationen wie dem BDI/BDA vertreten.

Die aktuell 33 Unternehmer und Geschäftsführer, die im Rahmen der EWA aktiv sind, repräsentieren zusammen 67 Unternehmen mit über vier Milliarden Euro Jahresumsatz. Deren Maschinenkapazität steht für rund 80 % der Branche in den deutschsprachigen Ländern.

Die "Standbeine" dieser Druckunternehmen sind neben den Werbebeilagen vor allem Zeitschriften und Kataloge. Das Druckvolumen der ausgewerteten EWA-Mitgliedsfirmen ist – umgerechnet auf die Anzahl produzierter 16-Seiter – von 2008 bis 2014 nahezu kontinuierlich gestiegen: von 52,1 Mrd. 16-Seitern auf 65,1 Mrd. im vergangenen Jahr. Dies ist ein Plus von 25 Prozent.

Die Anzahl der gerüsteten Druckformen (ebenfalls umgerechnet auf die Basis 16-Seiter) stieg von 339.938 auf 419.237 – und damit um 23 %. Die durchschnittliche Auflage der Druckaufträge lag zwischen 2008 und 2014 stabil im Korridor zwischen 153.000 und 165.000 Exemplaren.

Selbst die in den Offsetdruckereien eingesetzte Papiermenge legte innerhalb dieses 6-Jahres-Zeitraums um 20 % auf zuletzt 2,211 Millionen Tonnen zu. Dass dieser Wert niedriger als die Menge der gedruckten Seiten ist, zeigt, dass das durchschnittliche Papiergewicht der Druckprodukte zurückgeht. Die Differenz ist aber auch eine Folge des immer umweltfreundlicheren Druckvorgangs: Dank moderner Maschinenregeltechnik konnte die Ausschussquote im Rollenoffsetdruck (Einrichte- und Fortdruck-Makulatur) in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt werden.

An der jährlichen Untersuchung zur Auslastung der Branche nahmen dieses Mal 32 Unternehmen bzw. Unternehmensgruppen mit 182 Rollenoffsetmaschinen teil.
Mit 6.371 gemeldeten Auslastungsstunden waren die Druckmaschinen im Jahr 2014 – bezogen auf die "Normalkapazität" – zu 105,9 % ausgelastet. Unter Normalkapazität ist die 5-Tage-Woche mit 3-Schicht-Betrieb zu verstehen. Nimmt man die maximal mögliche Laufzeit (Rund-um-die-Uhr-Betrieb an 365 Tagen pro Jahr) als Referenz, dann liegt die Auslastungsquote bei 72,7 %.

Diese Werte setzen einen Trend der vergangenen Jahre fort, als die Auslastung der Rollenoffsetmaschinen stets über dem Normalkapazitätswert lag. Die 105,9 % bedeuten jeweils ein Plus gegenüber den Werten der beiden Vorjahre (105,2/104,4).

Erwartungsgemäß war die Auslastung der leistungsfähigsten Maschinen (mit 48 bis 96 A4-Seiten je Überrollung) wieder am besten. Die entsprechenden Auslastungsquoten bewegten sich zwischen 116,1 und 123,2 % (Normalkapazität) bzw. 79,7 und 84,6 % (Maximalkapazität).

Das Mengenwachstum und die gute Maschinenauslastung in den deutschen High-Volume-Druckereien beweist: Die Unternehmen haben sich sehr gut für den medialen Wettbewerb aufgestellt und Werbebeilagen sind als Push-Medium vor allem für den Handel mehr denn je unverzichtbar.

Unternehmensberater Michael Dömer kommentiert die Zahlen so: „Erneut beweisen die sehr detaillierten faktenbasierten Untersuchungen, dass Print insgesamt weiterhin eine starke Bedeutung hat. Natürlich muss das nach Produktgruppen differenziert betrachtet werden. Die hohe Auslastung bei steigenden Kapazitäten falsifiziert die These enormer Überkapazitäten. Dies darf aber nicht zur Beruhigung und einem ,Weiter so' führen. Das Leistungsspektrum und die Art der Leistungserbringung und damit die Strategie müssen sich recht schnell weiterentwickeln, um auch Geld zu verdienen und die Unternehmen im Wandel von Märkten ertragsoptimal zu sichern. Dazu ist die gute Auslastung eine wichtige Voraussetzung aber auch eine Gefahr, Veränderungen zu ignorieren."

Der Druckunternehmer Johannes Helmberger, Geschäftsführer der Fr. Ant. Niedermayr GmbH & Co. KG (Regensburg), sagt: „Print ist und wird ein stabiler Bestandteil im crossmedialen Werbemix bleiben. Die Frage Print oder Nonprint hat sich überholt, es geht nur darum wieviel Print für den individuellen Kommunikationsbedarf sinnvoll ist."

www.ewa-print.de