World Press Trends: Print- und Digitalreichweite von Zeitungen insgesamt gestiegen

Die Gesamtreichweite der Print- und Digitalangebote von Zeitungen verzeichnet weltweit eine positive Entwicklung. Allerdings halten die Einnahmen aus dem Digitalbereich mit der Entwicklung nicht Schritt, was eine Gefahr für die Zeitungsunternehmen selbst und deren gesellschaftliche Rolle darstellt, so die Erkenntnisse aus der am Montag vom Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) vorgestellten jährlichen Branchenerhebung World Press Trends.

„Wenn es uns nicht gelingt, das Einnahmenproblem zu lösen und ausreichende Mittel bereitzustellen, damit die Zeitungen ihrer gesellschaftlichen Aufgabe nachkommen können, wird dies unweigerlich eine Schwächung der Demokratie bedeuten", erklärte Larry Kilman, Secretary General von WAN-IFRA, bei seinem Vortrag vor rund 1000 Verlegern, Chefredakteuren und anderen leitenden Führungskräften der Zeitungsbranche beim 66. Weltkonkress der Zeitungen, 21. World Editors Forum und 24. World Advertising Forum im norditalienischen Turin.

„Die Rolle der Zeitungen in der Gesellschaft ist nicht zu unterschätzen und war nie zuvor wichtiger als heute", so Kilman weiter. „Wenn die Zeitungsunternehmen nicht genügend Einnahmen aus dem Digitalgeschäft erwirtschaften, wenn es ihnen nicht gelingt, ansprechende Angebote für Leser wie für Werbetreibende bereitzustellen, müssen sie sich mit mittelmäßigen Produkten zufriedengeben, die sich in keiner Weise von der Masse abheben. Tragfähige Geschäftsmodelle für digitale Nachrichtenmedien zu finden, ist nicht nur für die Medienunternehmen selbst von elementarer Bedeutung, sondern für die Zukunft des Diskurses in der demokratischen Gesellschaft."

Hier die wichtigsten Fakten der alljährlich beim internationalen Gipfeltreffen der Weltpresse vorgestellten Branchenerhebung:

- Die Printauflagen sind 2013 weltweit im Vorjahresvergleich um 2 Prozent gestiegen, im Fünfjahreszeitraum hingegen um 2 Prozent zurückgegangen. Rund 2,5 Milliarden Menschen in aller Welt lesen Zeitungen in Printform und rund 800 Millionen auf digitalen Plattformen.

- In Ländern mit einer wachsenden Mittelklasse und relativ geringer Breitbanddurchdringung werden weiterhin steigende Printauflagen verzeichnet, doch in reifen Märkten hält die langfristige, strukturell rückläufige Entwicklung der Printauflagen an, denn das Interesse der Leser verlagert sich zunehmend von Print hin zu Digital. 2013 sind die Auflagen im Jahresvergleich in Asien um 1,45 Prozent und in Lateinamerika um 2,56 Prozent gestiegen; hingegen sind sie in Nordamerika um 5,29 Prozent, in Australien und Ozeanien um 9,94 Prozent, in Europa um 5,2 Prozent und im Nahen Osten und in Afrika um 1 Prozent gesunken.

Im Fünfjahreszeitraum sind die Zeitungsauflagen in Asien um 6,67 Prozent, in Lateinamerika um 6,26 Prozent und im Nahen Osten und in Afrika um 7,5 gestiegen; in Nordamerika sind sie um 10,25 Prozent, in Australien und Ozeanien um 19,59 Prozent und in Europa um 23,02 Prozent zurückgegangen.

- Die Erlöse aus Printwerbung sind 2013 weltweit im Jahresvergleich um 6 Prozent und im Fünfjahreszeitraum um 13 Prozent gesunken. Zwar legten die Einnahmen der Zeitungen aus Digitalwerbung 2013 um 11 Prozent und im Fünfjahreszeitraum um 47 Prozent zu, doch insgesamt verzeichnen die Zeitungen nur einen relativ geringen Anteil am gesamten Online-Werbevolumen. Der größte Anteil an Internetwerbung geht an eine Handvoll Unternehmen, das meiste davon an Google.

- Die Printwerbeerlöse der Zeitungen stiegen 2013 im Jahresvergleich lediglich in Lateinamerika (um 3,9 Prozent), wohingegen sie in allen anderen Regionen rückläufig waren: -3,2 Prozent in Asien und im Pazifikraum, -8,7 Prozent in Nordamerika, -8,2 Prozent in Europa und -1,8 Prozent im Nahen Osten und in Afrika.

Im Fünfjahreszeitraum sind die Printwerbeerlöse der Zeitungen in Asien und im Pazifikraum um 3,3 Prozent und in Lateinamerika um 49,9 Prozent gestiegen bzw. in Nordamerika um 29,6 Prozent, in Europa um 17,9 Prozent und im Nahen Osten und in Afrika um 21,1 Prozent gesunken.

- Zwar ist bei den Erlösen aus Digitalwerbung weiterhin eine steigende Entwicklung festzustellen, doch machen diese nach wie vor nur einen kleinen Teil der Gesamteinnahmen der Zeitungen aus. Weltweit betrachtet entfallen 93 Prozent der Zeitungseinnahmen weiterhin auf Print.

- Die weltweiten Gesamteinnahmen von Zeitungen aus Printvertriebserlösen und Werbung waren 2013 mit 163 Mrd. US-Dollar im Vorjahresvergleich stabil. 2008 lag diese Zahl jedoch noch bei 187 Mrd. US-Dollar.

- Die Reichweite kostenpflichtiger Digitalangebote von Zeitungen ist im vergangenen Jahr um 60 Prozent und in den letzten fünf Jahren um mehr als 2000 Prozent gestiegen, allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau.

„Es gibt ein zunehmendes Bewusstsein in der Öffentlichkeit, dass man das bekommt, wofür man bezahlt, und eine wachsende Bereitschaft, für Zeitungsinhalte auf digitalen Plattformen zu bezahlen", erklärte Larry Kilman. „Auch angesichts der vielen kostenlosen Angebote sind die Menschen durchaus bereit, für professionell geschriebene und redaktionell aufbereitete Nachrichten, für unabhängige, unterhaltende und ansprechende Inhalte zu bezahlen. Kurzum: für das, was Zeitungen seit 400 Jahren bieten – auf welchen Plattformen auch immer."

In die Branchenerhebung World Press Trends gehen Daten aus über 70 Ländern ein, die mehr als 90 Prozent des weltweiten Branchenvolumens ausmachen. Die Erhebung so umfangreicher Daten wird ermöglicht durch die Beiträge von Dutzenden überregionaler Zeitungen und Verbände sowie die großzügige Unterstützung durch internationale Datenlieferanten: Zenith Optimedia, IPSOS, ComScore, RAM und ITU.

Die Daten werden in einem jährlichen Report zusammengestellt, der allen WAN-IFRA-Mitgliedern zugeht. Außerdem sind die Daten für alle zugänglich, die sich für ein Jahresabonnement der interaktiven World-Press-Trends-Datenbank entscheiden.

Zeitungen erreichen einen bedeutenden Anteil der gesamten Internet-Nutzerschaft, doch liegt die größte Herausforderung für Zeitungsunternehmen nach wie vor darin, die Ansprache und Bindung der Nutzer auf digitalen Plattformen zu steigern. Zwar besuchen 46 Prozent der Digitalnutzer die Websites von Zeitungen, doch Zeitungsangebote machen nur einen geringen Teil der gesamten Internet-Nutzung aus: 6 Prozent der gesamten Visits, 0,8 Prozent der besuchten Seiten und 1,1 Prozent der Verweildauer auf digitalen Plattformen.

Die Zeitungen haben begonnen, bei den verschiedenen Nutzungskennzahlen gegenzusteuern. Dabei verfolgen sie nach Auskunft der Branchenerhebung verschiedene Wege:

- Intensivierung der Social-Media-Präsenz zur Kommunikation mit den Nutzergruppen sowie zur Markenstärkung;

- Bewerben von geplanten Inhalten und Incentive-Aktionen dank Datenbank-Marketing;

- Verbesserte Website-Navigation und Neustrukturierung von Webseiten anhand von Daten zum Nutzerinteresse, um so die Zahl der Visits zu erhöhen;

- Ausbau des Wissens über die Kunden anhand der Daten von früheren Besuchen, um das Nutzererlebnis zu verbessern und die Verweildauer zu erhöhen.

„Es bleibt zwar noch viel zu tun, doch die gute Nachricht ist, dass eindeutig Fortschritte zu verzeichnen sind", so Larry Kilman. „Es ist darum von grundlegender Bedeutung für unsere Branche, dass deren Vertreter weiterhin zusammenkommen, um Gedanken und Ideen auszutauschen, vom Beispiel anderer zu lernen und sich für Neues inspirieren zu lassen, damit wir auch in Zukunft die verlässlichen Nachrichten und Informationen liefern, die die Bürger seit jeher von uns erwarten, um in einer demokratischen Gesellschaft fundierte Entscheidungen treffen zu können."

„Das ist das oberste Ziel – und zugleich die größte Herausforderung", so Kilman. „Ihre Erfolge – bzw. Misserfolge – wirken sich nicht nur heute auf Ihre eigenen Unternehmen aus, sondern werden vermutlich auch grundlegende Auswirkungen auf die Generation unserer Kinder und die Gesellschaft der Zukunft haben."

Hier weitere Erkenntnisse der Erhebung:

- Auf das Fernsehen entfällt mit 40,1 Prozent nach wie vor der größte Anteil der weltweiten Werbeausgaben, gefolgt vom Internet mit 20,7 Prozent, Zeitungen mit 16,9 Prozent, Zeitschriften mit 7,9 Prozent, Außenwerbung mit 7 Prozent, Radio mit 6,9 Prozent und Kino mit 0,5 Prozent.

- Im Vergleich zum Gesamtumsatzvolumen der Zeitungsbranche – 163 Mrd. US-Dollar jährlich (aus Vertriebserlösen und Werbung) – beläuft sich der Umsatz der Buchverlagsbranche auf 102 Mrd. US-Dollar, der der Filmbranche auf 87 Mrd. US-Dollar und der der Musikbranche auf 50 Mrd. US-Dollar.

- Nach Regionen differenziert entfallen 36 Prozent des Marktvolumens der Zeitungen auf Asien, 34 Prozent auf Europa, den Nahen Osten und Afrika, 21 Prozent auf Nordamerika und 9 Prozent auf Lateinamerika.

- Während der Einzelexemplarabsatz seit 2008 um 26 Prozent gesunken ist, ist der Absatz bei Abonnementexemplaren um nur 8 Prozent zurückgegangen, was auf eine höhere Lesertreue und stärkere Kundenbeziehungen zu Abonnenten schließen lässt.

Die World Press Trends-Datenbank

Die World Press Trends-Datenbank beinhaltet einzelne Länderberichte und aggregierte Daten und Trends zu Auflagen und Leserzahlen, Werbeeinnahmen, Digital Publishing und vielem mehr.
Die Datenbank ermöglicht die Erstellung benutzerdefinierter Berichte, wobei die Nutzer aus einer großen Anzahl von Kriterien auswählen können, um Berichte speziell für ihren Bedarf zu erstellen. Diese Berichte können in Excel exportiert werden, sodass eine eingehende Analyse, Vergleiche und das Ablesen langfristiger Trends möglich sind.

WAN-IFRA-Mitglieder erhalten weiterhin eine kostenlose Kurzfassung der World Press Trends mit den Daten, die am häufigsten abgerufen werden.

Für all diejenigen Mitglieder und Nicht-Mitglieder, die den Zugang zu zusätzlichen Daten benötigen, bietet WAN-IFRA sowohl einen personenbezogenen Zugriff auf die Datenbank für ein Jahr an als auch einen Zugang bezogen auf eine IP-Adresse, über die Unternehmen, Universitäten und Bibliotheken einer beliebigen Anzahl von Usern den Zugriff ermöglichen können.

Die Datenbank enthält derzeit die Daten von 70 Ländern aus dem Zeitraum von 2006 bis 2013 und wird fortlaufend um Daten von vor 2006 ergänzt.

In den World Press Trends erfahren Sie, wie viele Zeitungstitel weltweit publiziert werden. Welche Tageszeitung hat die höchste Auflage der Welt? Aus welchem Land kommen die meisten Tageszeitungen aus den Top 100 in punkto Auflage?

Der Bericht enthält Angaben über die Anzahl der Titel sowie die Auflagen nach Ländern sortiert oder insgesamt weltweit; die Reichweiten der Zeitungen, Leserzahlen und Trends beim Medienkonsum; Online-Ausgaben und Online-Leser; die erfolgreichsten Akteure bei Zeitungswerbung und die wichtigsten Werbekategorien; Exemplarpreise; Werbeausgaben und -einnahmen; den Marktanteil der Zeitungen und anderen Medien sowie vieles mehr.

www.wan-ifra.og