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Die buntesten Stoffe kommen aus dem Inkjet-Drucker

Textildrucke auf der viscom 2015

Digital bedruckte Stoffe sind gefragt: Die bunten Designs in gestochen scharfer Optik prunken auf T-Shirts, Bettwäsche oder Bannern. Ist das ein kurzer Trend oder die Technologie von morgen? Die viscom hat das Thema unter die Lupe genommen. Die Internationale Fachmesse für visuelle Kommunikation findet vom Mittwoch 4. November, bis Freitag 6. November in Düsseldorf statt.

„Ohne Inkjet-Druck kann ein Textildrucker in Europa nicht überleben", so bringt man es bei KBC auf den Punkt. Johannes-Peter Horn, Textilchemie-Ingenieur beim Lörracher Stoffdrucker, unterstreicht die Bedeutung des Verfahrens: Bereits jetzt würden zwischen 30 und 50 Prozent der gesamten Druckproduktion im Inkjet gedruckt. Die Technik dahinter ist vom eigenen Schreibtisch bestens bekannt: Ein Computer liest die Druckdaten ein und sendet sie an den Drucker. Statt Papier bedruckt die Maschine dann ganze Stoffbahnen oder komplette Artikel. Ein enormer Vorteil ist das hohe Tempo, der Druckprozess schrumpft rein zeitlich auf ein Bruchteil: Vordrucke, Schablonen, mehrere Druckstufen – all das entfällt beim Digitaldruck. Gegenüber dem konventionellen Druck bietet die digitale Variante noch weitere Vorteile, führt Horn auf: So können auch filigrane Designs damit umgesetzt werden. Durch die feinen Farbdüsen ist es möglich, feinste Linien und kleinste Details zu drucken. Sogar Fotos können 1:1 übersetzt werden – bei unbegrenzter Farbzahl.

Komplett bedruckt in einer halben Stunde

Auch Hersteller und Marken greifen die Entwicklung im digitalen Textildruck auf oder treiben sie voran – in der Mode wie bei Heimtextilien. Die Firma Bierbaum im westfälischen Borken etwa hat den Digitaldruck vor fünf Jahren aufgenommen, um sich vom Rotationsdruck abzuheben. Ein Teil der Bettwäsche-Produktion wird seitdem in der hauseigenen Druckerei digital bedruckt. Noch sei der Anteil klein, aber stetig wachsend. Die Vorteile der Technologie fasst Hans-Dieter Giesen, Mit-Geschäftsführer von Bierbaum Wohnen, zusammen: „Mit dem Digitaldrucker können wir abgepasste Motive drucken. Außerdem haben die gedruckten Dessins fotorealistische Qualität und erzielen eine dreidimensionale Wirkung. Und natürlich ist die Farbauswahl riesig!"

Bei Marc Cain ist der Digitaldruck bereits seit rund 15 Jahren fester Teil der Produktion. 2012 druckte das Damenmode-Label schon auf 20 eigenen Inkjet-Druckern. Für die Designer bedeutet das Verfahren eine wesentlich größere Freiheit, denn umsetzbar ist damit fast jeder Entwurf. Außerdem werden die Produktionszeiten gleich um mehrere Tage verkürzt: Während beim Rotationsdruck durch das Anfertigen der Druckschablonen mehrtägige Wartezeiten anfallen, entsteht eine komplett bedruckte Jacke bei Marc Cain in gut 35-minütiger Druckzeit.

Einzelstücke aus dem Drucker

Noch schneller läuft die Produktion in den YR Stores. Und mit klarem Fokus auf Unikaten: Kleine und kleinste Losgrößen sind heute digital bedruckbar, da keine Schablonen mehr nötig sind – ein weiterer Vorteil der neuen Drucktechnologie. Hinzu kommt, dass Ideen ihren Weg direkt auf den Stoff finden können: Dem Trend zur Individualisierung sind damit keine Grenzen mehr gesetzt. In den YR Stores, seit zwei Jahren am Markt, geben digitale Print-Unikate den Ton an, Individualisierung ist das Herz des Geschäfts.

Ausgesprochen ergibt das Label „your" – und darum geht es auch: Jeder Kunde, ob Designer oder nicht, kann sein ureigenes Motiv kreieren und vor Ort auf das Shirt oder die Leggings seiner Wahl drucken lassen. Dahinter steht die Londoner Digitalagentur Luma , bekannt für ihre Shop-Installation und Event-Konzepte. Aus diesem Kontext stammt auch das Print-Konzept, das sich inzwischen in eigenen Pop-Up-Stores ausbreitet: Dort stehen Touchscreens, auf denen Fans sich austoben können – eigene Muster entwerfen oder aus dem hauseigenen Fundus komponieren. Ist das Design auf dem Bildschirm fertig, geht es an den Großformat-Digitaldrucker im selben Laden. Innerhalb von Minuten entstehen so Unikate. Und wer es nicht vor Ort schafft, kann sein Shirt sogar per App designen.

Klarer Wachstumsmarkt

Auch jenseits vom Event-Charakter hat sich mit dem digitalen Textildruck eine echte Alternative zum konventionellen Druck entwickelt. Spiegelt sich das im Markt? Branchenexperte Dr. John Provost sieht da durchaus noch Luft nach oben: Der Marktanteil des digitalen Textildrucks liege derzeit bei zwei bis drei Prozent. Verglichen mit dem Rotationsdruck ist die Technik noch erheblich teurer. Noch: Denn für die nächsten Jahre wird vorausgesagt, dass sich das Preisniveau relativ zügig den konventionellen Techniken anpassen wird. Die Tinten werden immer günstiger, die Drucker noch schneller. Und so dürfte der Anteil weiterhin rasch wachsen. Zumal, unterstreicht Provost, Umweltaspekte hinzukommen: Konventionelle Druckverfahren bedeuten einen wesentlich höheren Energie- und Wasserverbrauch als ihn die digitalen Druckmaschinen haben. Im Vergleich zum herkömmlichen Textildruck spart der Digitaldruck also auch Ressourcen – und Zeit ist nur eine davon.

Über den aktuellsten Stand der Technik, innovative Lösungen und neue Entwicklungen im digitalen Textildruck informieren auch in diesem Jahr die internationalen Aussteller auf der viscom – der Fachmesse für visuelle Kommunikation von Mittwoch bis Freitag, 4. bis 6. November 2015 in Düsseldorf statt.
www.viscom-messe.com

 

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