Auftakt der Tarifverhandlungen in der Papier- und Kunststoffverarbeitung
Verfestigte Rezession in der Branche gefährdet Zukunft vieler Unternehmen
Sozialpartner sollten sich ihrer Verantwortung besonders in dieser Situation bewusst sein
Der Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung (HPV) e.V. startet am 28. Januar 2025 in Berlin in die diesjährige Tarifrunde. Der Verhandlungsführer des HPV, Jürgen Peschel, setzt auf konstruktive und zügige Verhandlungen, die der aktuell wirtschaftlich schwierigen Branchensituation gerecht werden und den Unternehmen Planungssicherheit gibt. Dies werde angesichts der Lohnforderung der Gewerkschaft Verdi in Höhe von 7,5 Prozent (Laufzeit: 12 Monate) zwar nicht leicht, dennoch geht Peschel davon aus, dass sich beide Sozialpartner aufgrund der besonderen Lage der Branche ihrer Verantwortung bewusst seien.
„Die Arbeitgeber nehmen ihre Verantwortung für ihre Beschäftigen sehr ernst. Dies bedeutet vor allem, dass nicht nur die Entgelterhöhungen ein wichtiger Faktor seien, sondern vor allem adäquate Rahmenbedingungen für die Unternehmen, die die Arbeitsplätze auch in Zukunft sicherer machen“, sagte Peschel.
Gutachten bestätigt verfestigte Rezession in der Papier- und Kunststoffverarbeitung
Die Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitende Industrie leidet seit einigen Jahren unter einer ausgeprägten Rezession, die die Branche und ihre Teilbranchen fest im Griff hat. Dies bestätigt auch ein aktuelles Gutachten des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW): So ging vom Frühjahr 2022 bis zum Herbst 2023 das Volumen der Auftragseingänge nach einer kurzen Postcorona-Erholung wieder kräftig zurück und hat sich dann auf Indexwerte eingependelt, die dem Corona-Einbruch aus dem Jahr 2020 annähernd entsprechen. Damit ähneln der Verlauf und das aktuelle Niveau des preisbereinigten Auftragsindexes stark denen des realen Umsatzes.
Der preisbereinigte Umsatz je Beschäftigten lag zuletzt (Oktober 2024) um 10 Prozent niedriger als im Jahresdurchschnitt 2015. Der Indikator (preisbereinigter) Auftragseingang spricht ebenso wie der Index der realen Umsätze eine eindeutige Sprache: Die Papierverarbeitende Industrie befindet sich in einer ausgesprochen prekären Situation. Weiterhin hohe Kosten für Personal, Energie und Material verschärfen die angespannte Lage vieler Unternehmen deutlich.
„Vor diesem Hintergrund ist ein maßvoller Tarifabschluss das Gebot der Stunde“, sagte der HPV-Verhandlungsführer. „Es kann auch nicht im Interesse der Gewerkschaft sein, dass sich die Rahmenbedingungen für die Unternehmen weiter verschlechtern und somit die Arbeitsplätze noch gefährdeter sind. Wenn wir nicht mit Maß und Mitte vorgehen, besteht außerdem die reale Gefahr, dass Unternehmen in größerem Umfang aus dem Flächentarifvertrag aussteigen werden. Alles daran zu setzen, ein solches Szenario zu vermeiden, entspricht der hohen Verantwortung der Sozialpartner“ sagte Peschel.
Die erste Verhandlungsrunde zwischen HPV und Verdi beginnt am 28. Januar 2025 um 12.00 Uhr in Berlin. Der Verhandlungsführer des HPV, Jürgen Peschel und der Hauptgeschäftsführer, Stefan Rössing, stehen im Vorfeld und während der Verhandlungsrunde für Fragen und Interviews gerne zur Verfügung.
www.hpv-ev.org