Der Rückgang der allgemeinen Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 zeigte auch Auswirkungen auf die Wellpappenindustrie: Das Wachstum der umsatzstarken Vorjahre, bedingt durch die Coronakrise sowie den hohen Absatz im E-Commerce-Bereich, setzte sich nicht fort.
Stattdessen prägten Zinserhöhungen, inflationsbedingte Kaufzurückhaltung sowie die volatile Entwicklung der Rohstoff- und Energiekosten die Branche. Die enge Kopplung der Wellpappenbranche an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung machte die Verluste wenig überraschend, wie auch der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) berichtete.
Thimm konnte das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 560 Millionen Euro abschließen. Bereinigt um Sondereffekte durch den Verkauf des Industriegüterbereichs aus 2022 beträgt der Rückgang im Vorjahresvergleich 8,5 Prozent, womit Thimm besser abschließt als der Branchendurchschnitt mit 13,8 Prozent, wie vom VDW berichtet. Im Gesamtmarkt ist der Umsatzrückgang unter anderem auf die sinkenden Mengen und Preise der Produkte zurückzuführen. Das EBITDAR stieg im Geschäftsjahr 2023 um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Eigenkapitalquote liegt mit 46,3 Prozent (Vorjahr: 49,2 Prozent) weiterhin deutlich über dem Unternehmensdurchschnitt der letzten Jahre. Zum 31.12.2023 beschäftigte Thimm 2.448 Mitarbeitende, darunter knapp 100 Auszubildende.
„Das vergangene Jahr stellte uns vor verschiedene Herausforderungen“, berichtet CEO Kornelius Thimm. „Auch wir haben den Rückgang der Absatzmengen am Markt gespürt. Gleichzeitig nahmen Kostensteigerungen durch Zinsanstiege und im Energiesektor, dynamische Preisentwicklungen im Rohstoffbereich und umfassende Investitionen Einfluss auf unser Unternehmensergebnis.“
Zukunftsweisende Investitionen
Trotz anhaltender Marktvolatilität investierte das Familienunternehmen im Jahr 2023 insgesamt 70 Millionen Euro in den Ausbau seiner Werke. Damit schafft Thimm auch in einem schwierigen Jahr die Basis für weiteres Unternehmenswachstum. Die getätigten Investitionen markierten zudem das bisher größte, jährlich aufgewendete Investitionsvolumen in der Geschichte des Unternehmens. Investitionsschwerpunkte lagen dabei neben dem Ausbau und dem Modernisieren deutscher Standorte auch in den Werken in Polen und in Rumänien.
Kornelius Thimm: „Bereits 2023 verzeichneten wir eine positive Entwicklung unserer Werke am osteuropäischen Markt und erwarten hier auch in diesem Jahr weiteres Wachstum. Gleichzeitig rechnen wir mit einer allgemeinen anhaltenden Marktdynamik. Daher haben wir gezielt in Wachstum, Digitalisierung und die Performance unseres Unternehmens investiert, um uns zukunftssicher aufzustellen.“
Größte Einzelinvestition markierte mit insgesamt 20 Millionen Euro die neue Digitaldruckanlage am Standort Alzey (Rheinland-Pfalz). Mit dem konsequenten Vorantreiben des Digitaldrucks sowie dem Aufbau weiterer Druckkapazitäten setzt Thimm ein deutliches Zeichen in Richtung Digitalisierung: „Wir wollen die gesamte Lieferkette von der Verpackungsherstellung bis zum Auspackerlebnis beim Endkunden digitalisieren und vernetzen – und unseren Kunden so einen echten Mehrwert zusätzlich zum eigentlichen Verpackungsnutzen bieten. Zudem wollen wir noch flexibler, schneller und nachhaltiger produzieren. All das ermöglicht uns der Digitaldruck“, betont Kornelius Thimm.
Positives Zeichen für nachhaltige Wellpappverpackungen
Intensiv beschäftigte Thimm wie auch die gesamte Wellpappenbranche im Jahr 2023 der Entwurf einer neuen europäischen Verpackungsordnung, die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR). Der ursprüngliche Entwurf dieser Verordnung hätte erhebliche Auswirkungen auf die Branche bedeutet. Kornelius Thimm: „Wir haben uns hierzu klar positioniert und waren aktiv in Gesprächen mit verschiedenen, öffentlichen Stellen. Im März 2024 wurde durch das Trilog-Verfahren von EU-Kommission, Parlament und Ministerrat eine positive Einigung für die Wellpappenindustrie erzielt. Diese Vereinbarung ermöglicht es der Branche, mit ihren nachhaltigen Verpackungen weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten.“
Auch im Rahmen der Nachhaltigkeitsaktivitäten war Thimm aktiv: „Wir haben unser Rohpapier-Portfolio optimiert, indem wir Papier-, Sorten- und Grammatur-Umstellungen getätigt haben und konnten dadurch die Komplexität reduzieren. Für unsere Kunden bedeutet dies eine gleichbleibende oder bessere Performance bei geringerem Materialeinsatz sowie positive Nachhaltigkeitseffekte“, erklärt Kornelius Thimm.
Um neben dem Produkt auch die Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten, unterzeichnete Thimm im Herbst 2023 den Commitment Letter der Science Based Targets Initiative (SBTi), womit das Unternehmen nicht nur der Initiative beitrat, sondern sich auch zu ehrgeizigen Klimazielen verpflichtet. „Für das Jahr 2024 haben wir uns nun die Erarbeitung dieser Ziele vorgenommen, die anschließend durch die Initiative bewertet werden. Außerdem haben wir den Corporate Carbon Footprint neu berechnet und werden ein Kennzahlenupdate zum Nachhaltigkeitsbericht erstellen.“
Ausblick
Im laufenden Geschäftsjahr 2024 ist die gesamtwirtschaftliche Lage für die Wellpappenbranche bislang angespannt. Weiterhin sorgen steigende Preise bei Wellpappenrohpapieren sowie geringe Verfügbarkeiten, insbesondere von Altpapier, für weitere Herausforderungen. „Wir beobachten diese Entwicklungen, leiten daraus entsprechende Maßnahmen ab, um die beste Lösung für unsere Kunden und unser Unternehmen zu finden“, gibt Kornelius Thimm einen Ausblick. Auch wenn für das erste Halbjahr von einer allgemeinen wirtschaftlichen Stagnation ausgegangen wird, bahnt sich langsam eine wirtschaftliche Trendwende an. „Mit Blick auf das zweite Halbjahr bleiben wir vorsichtig optimistisch und erwarten eine Belebung der Marktlage und eine allgemein fortschreitende, wirtschaftliche Stabilisierung in den kommenden Monaten“, sagt Kornelius Thimm abschließend. „Insgesamt ist für unser Familienunternehmen 2024 ein besonderes Jahr, denn wir blicken auf 75 Jahre unserer Firmengeschichte zurück.“
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