Was gut war und ist kommt wieder heißt es. Das gilt nicht nur allgemein im Leben sondern auch für Druckerzeugnisse. Waren früher die Kataloge das “analoge Onlineshopping”, so ist es heute digital und virtuell. Doch dieses ändert sich derzeit. Mehr und mehr Unternehmen setzen auf Druck. Von Sabine Slaughter
Millionen von Hausfrauen verdienten sich früher ein kleines Zubrot als „Sammelbestellerinnen“ indem sie Nachbarn und Freunden Kataloge vorbeibrachten und deren Bestellungen aufnahmen um diese dann an die Versandhauskonzerne weiter zu leiten. Der gedruckte Katalog boomte und wer nicht physikalisch in Geschäfte gehen konnte oder wollte, der bestellte halt eben. Wer meinte, dass diese Ära vorbei ist, der täuscht sich jedoch.
Special Interest-Kataloge
Nach dem Konkurs von Quelle, der Aufgabe der Hauptkataloge von Otto und zuletzt auch der Katalog von Ikea, der an sämtliche Haushalte versandt worden war, eingestellt wurde, schien diese Zeit vorbei.
Otto druckte weiterhin Special Interest-Kataloge, Reiseunternehmen wie TUI drucken weiterhin Kataloge. Das Modeunternehmen Peter Hahn schickt auf Anfrage seinen Hauptkatalog zu. Auch Wahlbusch, Witt, Lego und Baur sowie andere Unternehmen sind mit Katalogen am Markt präsent.
Online entdeckt Print
Doch nun kommen die Online-Versandhändler, deren Produkte eigentlich nur über das Netz erhältlich sind. Seit einiger Zeit versuchen diese ihren Kundenstamm zu erweitern und neue Kunden die eigentlich nicht die Online-Bestelldienste nutzen zu requirieren. Womit? Mit gedruckten Katalogen. Zuerst war es Zalando, danach kamen – mit einem Weihnachtskatalog für Spielwaren – Amazon und eBay welche in Amerika Kataloge gedruckt versandten.
Magalog
Neuestes Beispiel für diesen Trend, dass Onlinehändler jetzt auch auf gedruckte Kataloge setzen, ist Galaxus. Der bisher reine Onlinehändler aus der Schweiz hat jetzt einen Print-Katalog herausgebracht welcher Artikel aller Produktkategorien des Unternehmens in Kombination mit redaktionellen Beiträgen zeigt.
Dieser zeigt zudem einen neuen Trend auf: die Magaloge. Dieses ist eine Kombination aus Katalog und redaktionellen Inhalten. Auf 100 Seiten zeigt der Katalog die Sortimentsvielfalt von galaxus.de mit Produkten aus den Bereichen IT, Multimedia, Büro, Papeterie, Haushalt, Spielzeug, Baumarkt, Garten, Beauty, Gesundheit und Erotik. Die Kategorien sind begleitet von redaktionellen Artikeln. Die Beiträge sind auch im Online-Magazin von galaxus.de zu sehen. Damit zeigt das Unternehmen den Leserinnen und Lesern, dass Galaxus nicht nur ein Onlineshop ist, sondern auch ein Magazin und eine Community.
„Die Galaxus-Redakteure beschreiben im neuen Katalog zum Beispiel wie man den optimalen Monitor fürs Homeoffice aussuchen kann, warum das Küchenregal die neue Kunstgalerie ist oder wie man große Poren in der Haut bekämpft“, sagt Vivien Bedranowsky, Brand Managerin Galaxus Deutschland. „Der Katalog ist für uns zunächst ein Experiment. Wir sind jetzt gespannt auf die Reaktionen.“
Die Druckauflage des ersten Katalogs von galaxus.de beträgt 25.000 Exemplare und wird an Stammkundinnen und Stammkunden mithilfe der Deutschen Post versendet (Zustellung ab 6. Mai). Für die Kreation und Umsetzung der Kampagne hat Galaxus Deutschland mit der Dialogmarketingagentur Collaborative Marketing Club – CMC gearbeitet.
Logistik muss stimmen
Ab dem 8. Mai verkürzt Galaxus Deutschland die Lieferfrist für Kundinnen und Kunden. Wer samstags bis 9 Uhr Produkte bestellt, die im Lager Krefeld vorrätig sind erhält die Lieferung bereits am Montag. Der Standort Krefeld hat enorm an Zugkraft gewonnen. Im letzten Jahr ist der Logistikstandort von Galaxus Deutschland auf das Fünffache gewachsen: Fünf Mal mehr Mitarbeitende, fünf Mal mehr Produkte. Neues Personal wird gesucht.
Galaxus-Kundinnen und Kunden, die Freitagabend oder Samstag bis 9 Uhr bestellen, erhalten ihre Bestellungen künftig bereits am Montag nach Hause geliefert. Durch ein neues Schichtsystem können sie sicher sein, dass Galaxus die Bestellung bereits am Samstag an den Logistikpartner DHL übergibt. „Aufgrund der optimalen Anbindung von Galaxus in Krefeld zum DHL-Logistikzentrum, das in direkter Nachbarschaft liegt, ist gewährleistet, dass die Kundschaft ihre Bestellungen bereits am Montag erhält“, sagt Steffen Beniers, Leader Logistics bei Galaxus Deutschland.
„Im Januar 2020 hatten wir elf Mitarbeitende, heute sind wir mehr als 50“, sagt Dr. Robert Brohl, Head of Operations Galaxus Deutschland. „Wir haben uns also in gut einem Jahr verfünffacht. Der Lagerbestand ist ebenfalls um den Faktor fünf angestiegen: von 13.000 auf 65.000 Produkte.“ Aufgrund des Wachstums wird die aktuelle Lagerhalle in Krefeld bereits zu klein. Eine neue Halle, die 20.000 Quadratmeter groß sein soll, wird derzeit gesucht.
Auch der deutsche Kundendienst wird in Krefeld momentan auf- und ausgebaut. Aktuell sucht Galaxus in Krefeld sowohl Lagerfachkräfte als auch Customer-Service-Experten.
Anzahl gedruckter Kataloge gestiegen
Weltweit ist die Anzahl der gedruckten Kataloge gestiegen. Leider sind aktuelle Zahlen derzeit nicht verfügbar. Bereits 2019 stieg der Umsatz der Katalogversender jedoch um 18,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland.
Im Jahr 2020 war die Umsatzentwicklung von Katalogversendern mit 8,7 Prozent Steigerung ebenfalls positiv im Vergleich zu 2019 (Quelle: BEVH).
Im E-Commerce-Bereich wurden in Deutschland 2020 laut Statista 72,8 Milliarden Euro ausgegeben. Damit stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent.