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Last updateDi, 18 Feb 2025 1pm
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Rote Zahlen bei Lacken, Farben und Druckfarben

Jahrespressekonferenz: Gesamtwirtschaftliche Schwäche belastet Ergebnisse fast al- ler Sektoren – Vor allem Bautenfarben und Industrielacke stehen unter Druck
• Inlandsabsatz sinkt 2024 um 4 %, Umsatz geht um 3 % zurück
• Erwartungen für 2025 bleiben pessimistisch
• Handels- und Wirtschaftspolitik sorgen für zusätzliche Unsicherheiten

Das Jahr 2024 war für die Lack- und Druckfarbenindustrie wie erwartet herausfordernd, mit einem Rückgang der Verkaufsmenge um 4 % auf 1,4 Millio- nen Tonnen. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um knapp 3 % auf 5,9 Milliarden Euro, berichtet VdL-Präsident Dr. Harald Borgholte auf der Jahrespressekonferenz des Ver- bands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL). Die gesamtwirtschaftliche Schwäche belastet demnach die Lack- und Druckfarbenindustrie erheblich, sodass die Marktsituation auch für das kommende Jahr angespannt bleibt: Der Verband erwartet eine weiterhin rückläufige Entwicklung und prognostiziert für den Gesamtmarkt einen Rückgang der Verkaufsmengen um 2,5 %.
Industrielacke
Der vielfältige Sektor der Industrielacke ist besonders von der Schwäche des verarbeitenden Gewerbes belastet. Die wichtigste Abnehmerbranche im Bereich der Industrielacke war 2024 die Automobilserie mit einem Umsatz von 600 Millionen Euro. Es folgten der Bereich Autore- paraturlacke mit 532 Millionen Euro und der Bereich Metallerzeugnisse mit 390 Millionen Euro. Die Inlandsnachfrage ist hier 2024 um 3 % geschrumpft. Ursächlich sind die Rück- gänge im Bereich Möbel und Holz und in der allgemeinen Industrie. Möbel- und Holzlacke verzeichneten im vergangenen Jahr einen Nachfragerückgang von 7 %, während die allge- meine Industrie einen Rückgang von 5 % hinnehmen musste, berichtet Borgholte. Für 2025 erwartet der VdL einen Nachfragerückgang von 1 %. Allein der Bereich Korrosionsschutzbe- schichtungsstoffe zeigt sich, veranlasst durch staatlich finanzierte Straßen- und Energiepro- jekte, stabil und erwartet ein Mengenwachstum von 4 %.
Bautenfarben
Die verkauften Mengen an Bautenfarben sind 2024 mit minus 5 % deutlich zurückgegangen. Grund für die negative Entwicklung sind unter anderem rückläufige Umsätze im Wohnungs- bau. Der Do-It-Yourself-Bereich (DIY) hat 2024 einen Rückgang der Menge um 4 % ver- zeichnet, während der Profi-Sektor sogar um 6 % zurückgegangen ist. Angesichts der anhal- tend schwierigen Lage in der Bauwirtschaft zeichnet sich für 2025 ein ähnlich negatives Bild ab. Der VdL prognostiziert eine Reduktion der verkauften Mengen um 3 %. Erst ab 2026 kann demnach von einer Erholung bei der Nachfrage nach Bautenanstrichmitteln ausgegan- gen werden, da dann mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage im Baugewerbe ge- rechnet wird.
Druckfarben
2024 wurden auf dem deutschen Markt 177.000 Tonnen Druckfarben im Wert von 738 Millio- nen Euro verkauft. Das bedeutet deutliche Rückgänge von rund 2 %, die vor allem auf Ein- bußen im Bereich Publikationsdruck zurückzuführen sind, während der Verpackungsdruck leicht wachsen konnte. Der weiter schrumpfende Publikationsdruck verursacht für 2025 er- wartbar einen Gesamtrückgang von 2 %.
Importe und Exporte
Auch der internationale Handel entwickelte sich schwach: 2024 wurden Waren im Wert von 3,6 Milliarden Euro exportiert, rund 2 % weniger als im Vorjahr. Die Umsätze aus Importen sanken deutlich (-7 %). Insgesamt wurden Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro importiert. Für 2025 erwartet der VdL moderate Zuwächse bei den Exporten, begünstigt durch eine leicht anziehende Konjunktur im Ausland. Die Importe stagnieren voraussichtlich aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche im Inland.
In seiner Analyse konnte Präsident Borgholte zunächst wenig Hoffnung auf farbigere Zeiten machen. Zu abhängig sind die Lack- und Druckfarbenhersteller von der Entwicklung der Ge- samtwirtschaft. Zusätzliche Unsicherheitsfaktoren ergeben sich aus den angekündigten US- Zollerhöhungen sowie dem wirtschaftspolitischen Kurs der deutschen Regierung nach den Neuwahlen. „Trotzdem: Wir feiern in diesem Jahr 125 Jahre deutsche Lackindustrie. In die- sen Jahrzehnten haben unsere Unternehmen viel schwierigere Zeiten überstanden. Wir sind daher zuversichtlich, auch diese Herausforderungen mit Resilienz und großer Innovations- kraft zu meistern“, blieb Borgholte positiv.
„Wir fordern Bürokratieabbau und aktive EU-Politik“
Um sich vom wirtschaftlichen Druck befreien zu können, bedarf es eines neuen politischen Mindsets, betonte VdL-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Kanert im politischen Teil der Pres- sekonferenz. „Die Unternehmen der Lack- und Druckfarbenindustrie sehen sich mit einer Un- menge immer detaillierterer Vorschriften, Dokumentations- und Berichtspflichten konfrontiert. Jedes Jahr müssen mehr Ressourcen aufgewendet werden, um die gesetzlichen Anforde- rungen zu erfüllen. Darüber hinaus hegen wir die Befürchtung, dass die Umsetzung beste- hender und unter der angekündigten Revision der Chemikaliengesetzgebung zu erwartender Maßnahmen dazu führt, dass die Rohstoffbasis weiter schrumpft.“ Inzwischen bewege sich aber etwas in Brüssel, und die Industrie schaue mit Hoffnung auf den angekündigten Clean Industrial Deal der EU-Kommission, der die Bedürfnisse der Unternehmen stärker berück- sichtigen will. Mit Spannung schaue man nun auch nach Berlin. „Der VdL hat unsere Forde- rungen an die Politik klar kommuniziert. Nun hoffen wir darauf, dass eine neue Bundesregie- rung den Bürokratieabbau entschlossen angeht und sich proaktiv in den europäischen Ge- setzgebungsprozess einbringt“, so Kanert abschließend.
www.wirsindfarbe.de

 

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