Die Druck- und Verpackungsmittelindustrie in ganz Europa wird wohl „ihr blaues Wunder erleben", wenn die Vorschriften der Europäischen Kommission, die Verbrauchern ein besseres Verständnis über die von ihnen verzehrten Lebensmittel vermitteln sollen, nächsten Monat in Kraft treten.
Die strengen neuen Vorschriften für Lebensmittelverpackungen erstrecken sich auf zahlreiche Auflagen, wie u. a. Schriftgröße, Zutatenverzeichnisse, Nährwertinformationen, Kontaktdaten sowie Angaben zum Ursprungsland oder Herkunftsort.
Viele Druckereien und Verpackungsmittelhersteller tappten im Dunkeln in Bezug auf die Vorschriften, die weitreichende Auswirkungen auf Markenartikler, Endverbraucher und Supermärkte haben und das Aussehen von Verpackungen in ganz Europa ändern werden. Zur Einhaltung der EU-Vorschriften werden viele von ihnen ihre Standardverfahren ändern müssen.
Das zugehörige Schriftstück ist die Verordnung (EU) Nr. 1169/2011, die mit Wirkung vom 13. Dezember 2014 in Kraft treten und die aktuellen Anforderungen an die Kennzeichnung von Lebensmitteln, die in der Richtlinie 2000/13/EG festgelegt sind, und an die Nährwertkennzeichnung, die in der Richtlinie 90/496/EWG verankert sind, ersetzen wird.
Für Druckereien werden sich diese Anforderungen in weitaus geringeren Auflagen und beim traditionellen Flexo- oder Offsetdruck in exorbitant hohen Einrichtungskosten niederschlagen. Urplötzlich gewinnt der Digitaldruck an Attraktivität und wird zu einer notwendigen Investition für Tausende von Druckereien in ganz Europa. Doch viele möchten gar nicht in völlig neue Systeme investieren. Genau ihnen kann das im englischen Cambridgeshire ansässige Unternehmen Industrial Inkjet Ltd (IIJ) helfen.
John Corrall ist ein weltweit anerkannter Experte und Geschäftsführer von IIJ, das maßgeschneiderte, auf die Anforderungen von Kunden rund um den Globus abgestimmte industrielle Inkjet-Drucksysteme, u. a. auch für den Etiketten- und allgemeinen Verpackungsdruck, entwickelt und als offizielles Vertriebs- und technisches Support-Zentrum für den Geschäftsbereich industrieller Inkjet-Druck von Konica Minolta fungiert.
Er sagte: „Vor fünf Jahren wurden wir von einem der weltweit renommiertesten Schokoladenhersteller beauftragt, der sich Sorgen über die Auswirkung dieser neuen Vorschriften machte. Er wusste, dass er die Schriftgröße auf seinen Verpackungen vergrößern musste. Daher ließ sich der Text für mehrere Sprachen nicht mehr auf jeder Verpackung unterbringen. Doch eine Sprache pro Verpackung bedeutet mehrere Versionen – kleinere Auflagen mit unterschiedlichem Text. Da sich die Auflagenhöhe auf die Hälfte oder ein Viertel verringern würde, erkannte das Unternehmen, dass neue digitale Produktionssysteme intern im eigenen Unternehmen die beste wirtschaftliche Lösung wären."
„Obwohl dieser weltweit bekannte Markenhersteller Testsysteme anschaffte, konnte er keine echten Fortschritte erzielen. Aus meiner Sicht bedeutet dies, dass das Problem von den jetzigen externen Druckdienstleistern zu schultern sein wird, wenn die neuen Vorschriften ab Dezember in Kraft treten. Ich habe den Eindruck, dass Lebensmittelhersteller die neuen Auflagen als Problem von anderen und nicht als eigenes Problem ansehen, sodass Druckereien und Verpackungshersteller sowie andere Mitglieder der Lieferkette ihr blaues Wunder erleben werden."
„Die Vorschriften gelten für Lebensmittetlhersteller. Doch für mich hat es den Anschein, als ob die betroffenen Personen noch nicht genug über die Vorschriften wissen und sich nicht über ihre weitreichenden Auswirkungen im Klaren sind. Machen Sie sich darüber Gedanken? Haben Sie über die Auswirkungen für die „armen" Verpackungsdienstleister nachgedacht?"
John Bambery, Vorsitzender der Labels Group der BPIF (British Printing Industries Federation, britischer Verband der Druckindustrie) sagte: „Zahllose Vorlagen und Grafiken müssen geändert werden, um die Frist im Dezember einzuhalten. Vor einem Jahr gab die britische Supermarktkette Morrison's bekannt, dass sie allein auf den Produktetiketten 10.000 Details ändern müsse. Meiner Auffassung nach bietet die Digitaltechnologie die einzige Möglichkeit, um diese Umstellung auf kostengünstige Weise vorzunehmen, und stellt eine großartige Geschäftschance für Dienstleister dar, die mit digitalen Systemen ausgerüstet sind."
Er erklärte weiter: „Viele Druckereien werden die Vorlagen von ihren Kunden erhalten; andere wiederum werden um Entwürfe gebeten, wobei sich ihre Designer darüber im Klaren sein müssen, was zulässig bzw. nicht zulässig ist. Ich habe Fragen zur Haftung von Druckereien gestellt. Dabei wurde mir bestätigt, dass der Hersteller des Produkts mit seinem Namen und seiner Anschrift die rechtliche Verantwortung trägt und dafür sorgen muss, dass die Angaben auf dem Etikett oder der Verpackung richtig sind."