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Familie, Firma und Etiketten

Wie mehrere Generationen auf der ganzen Welt zusammenarbeiten, um ihre Unternehmen in der modernen Etikettenindustrie erfolgreich zu führen und zu erweitern

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Ein Beitrag des FINAT-Verbandes

Weltweit bilden Familienunternehmen ein starkes Rückgrat in Wirtschaft und Gesellschaft. Untersuchungen der Europäischen Kommission haben ergeben, dass Familienunternehmen mehr als 60 % aller europäischen Unternehmen ausmachen und mehr als 40 % aller Angestellten in Europa beschäftigen. In Nordamerika sind Familienunternehmen ebenfalls sehr stark vertreten. Dort befinden sich über 80 % aller Firmen in Familienbesitz. In Indien galten bis vor kurzem fast alle Unternehmen als familiengeführt.

Während sich diese Statistik auf Unternehmen allgemein bezieht, spielen Familienunternehmen auch in der Etikettenbranche eine wichtige Rolle. „Familienunternehmen sind ein dynamischer Bestandteil unserer Mitgliedschaft – sowohl im traditionellen FINAT-Verband als auch im jüngeren FINAT Young Managers Club (YMC)", erklärt Kurt Walker, Präsident des FINAT. „Wir wollten erfassen, wie zwei Generationen zusammenarbeiten, um ein Etikettenunternehmen heute und in Zukunft erfolgreich zu führen."

Dazu hat der FINAT zwei Generationen von repräsentativen FINAT/YMC-Mitgliedsfamilien aus Europa, Nordamerika und Indien befragt.

Das in der Slowakei ansässige Unternehmen Purgina wird von Stefan Kilarsky, seinem Sohn Radovan und seiner Tochter Dana geführt. Dana ist auch Präsidentin des FINAT Young Managers Club (YMC).

Die deutsche Hagmaier Etiketten & Druck GmbH wird von Thomas Hagmaier, seinem Sohn Rodolfo und seiner Tochter Veronika geleitet.

Elvira Vidal und ihre Tochter Bibiana stehen an der Spitze von Rotatek in Spanien.

Harveer Singh Sahni und sein Sohn Pawandeep führen Weldon Celloplast Limited in Indien.

ETI Converting Equipment ist in Quebec, Kanada, ansässig. Das Unternehmen wird von François Bayzelon und seinem Sohn Maxime geführt.

Jedes dieser Unternehmen unterscheidet sich hinsichtlich seiner Geschichte, seiner Marktausrichtung und natürlich seinem Standort. Und doch haben sie alle eines gemeinsam: Sie werden von mehreren Generationen der gleichen Familie geführt.

Das Vermächtnis als Grundlage eines erfolgreichen Unternehmens

Trotz der unterschiedlichen Hintergründe unterstrichen alle befragten Familien, wie wichtig es ist, das Firmenerbe zu achten und dafür zu sorgen, dass es auch in zukünftigen Generationen weiterlebt.

Die reibungslose Übergabe eines erfolgreichen Unternehmens an die nächste Generation spielt eine wichtige Rolle in der Art und Weise der Betriebsführung dieser Familienunternehmen. In der Tat liegt darin zum großen Teil der Grund für ihren Erfolg.

So sagt Pawandeep: „Der größte Vorteil eines Familienunternehmens besteht in seinen Prinzipien und Kernwerten. Damit ein Unternehmen wachsen kann, müssen diese in die Hände von jemandem übergehen, der deren Vorteile von Kindheit an verinnerlicht hat."

Für alle Familienunternehmen im FINAT ist es der Wert des Familienerbes, der das Wachstum fördert und die Ziele des Unternehmens definiert. Das Ergebnis ist die Ausrichtung auf den langfristigen Erfolg, auch wenn man dafür kurzfristige Gewinne opfern muss.

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen langfristigem Erfolg und kurzfristigen Gewinnen war eine Lehre, die Purgina gezogen hat. Das neu entdeckte Unternehmertum, das kurz nach dem Untergang des Kommunismus in Osteuropa mit dem freien Markt entstand, führte in den 1990er Jahren zu einem explosionsartigen Wachstum des Unternehmens. Der Umsatz von Purgina wuchs außergewöhnlich schnell – von 1,3 Millionen Euro im Jahr 1991 auf 6 Millionen Euro im Jahr 2000.

Stefan Kilarsky sagt: „Das Wachstum kam zu schnell und war zu viel, bis wir im Jahr 2000 auf die Bremse treten mussten." Dann hat sich das Unternehmen neu aufgestellt, so dass es weniger, aber besser geeignete Kunden bedienen konnten. Diese Art der Geschäftsführung ist Ausdruck der Wertvorstellungen des Unternehmens und hat auf Jahre hinaus ein stabiles und überschaubares Wachstum gesichert.

Diese Ausrichtung auf ein langfristiges Wachstum ist nicht nur für das Unternehmen gut, sondern für die Branche insgesamt von Vorteil.

Wie Bibiana Vidal betont: „Die Möglichkeit, verschiedene Generationen mit unterschiedlichen Hintergründen und Ideen miteinander zu kombinieren, ist für ein Geschäft sehr wichtig. Das ist auch deshalb für die Branche insgesamt von Vorteil, weil so eine Kontinuität zwischen den Generationen entsteht, die das Geschäft am Laufen hält. Ohne zukünftige Generationen an Bord müssten viele dieser Unternehmen schließen."

Die richtige Person für die richtige Aufgabe

Entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens ist, die richtigen Leute für die richtigen Aufgaben zu finden – auch wenn die richtige Person eben nicht aus der Familie stammt. Für diese Unternehmen bedeutet Erfolg, den Menschen Verantwortung in Abhängigkeit von ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten zu geben, anstatt nur ihre Rolle in der Familie im Blick zu haben.

Stefan und Dana Kilarsky sagen, dass sie bei Purgina die Mischung aus Familienmitgliedern und Nicht-Familienmitgliedern begrüßen und dass es darauf ankommt, eine gute Arbeitsbeziehung zu den Angestellten außerhalb der Familie aufzubauen. „Die gefährlichste Situation in einem Familienunternehmen entsteht dann, wenn die Mitglieder der Familie glauben, dass sie auf alles ein Patent haben. Alle guten Leute von außerhalb der Familie müssen spüren, dass auch sie Erfolg und eine Zukunft in dem Unternehmen haben können."

Thomas Hagmaier betont, dass es sowohl bei den Familienmitgliedern als auch bei den familienfremden Mitarbeitern darauf ankommt, die richtige Person für die richtige Aufgabe zu finden. Derzeit arbeiten sein Sohn Rodolfo und seine Tochter Veronika im Unternehmen mit. „Es bleibt abzuwarten, welche Rolle die Kinder in der Zukunft spielen werden. Jetzt müssen sie sich erst einmal in der Arbeit bewähren. Mein Ziel besteht darin, nach und nach mehr Verantwortung an meine Mitarbeiter und an meine Kinder abzugeben. Doch leicht ist das nicht. Es dauert seine Zeit, bis man die nötigen Erfahrungen gesammelt hat und mehr Verantwortung ist auch nicht jedermanns Sache."

Letzten Endes, sagen die Familien, geht es um ein ausgewogenes Verhältnis. Externe Mitarbeiter bieten neue Sichtweisen und Stärken, die für das Unternehmen wertvoll sind. Doch das Herz des Unternehmens, das, was es durch die guten und schweren Zeit hindurch am Leben erhält, sind die Familienmitglieder.

Innovation und wertschöpfende Dienstleistungen

Innovationen gehören zum großen Teil zu den Faktoren, die diesen Familienunternehmen geholfen haben, in einer sich ändernden Branche ein stabiles Wachstum zu sichern. Alle Familien sind sich darin einig, dass die nächste Generation in dem Maße, wie sie mehr Verantwortung übernimmt, auch neue Ideen und Energien in das Unternehmen mit einbringt, die zweifellos zu mehr Innovationen führen.

ETI ist ein gutes Beispiel für ein Unternehmen, das seine Gründung einer Innovation verdankte. Nachdem François Bayzelon seinen früheren Arbeitgeber verlassen hatte, widmete er sich zwei Jahre der Entwicklung der Cohesio-Technik. Cohesio ermöglicht den Druckereien, eigene selbstklebende Etiketten und eigene Rollen mit SK-Material herzustellen. Diese Entwicklung führte zur Gründung von ETI, das sich unter seiner Leitung immer weiter entwickelt hat und gewachsen ist.

Im Rahmen der geplanten Übernahme des Unternehmens ist sein Sohn Maxime zur Zeit damit beschäftigt, sich mit dem Bedarf des Marktes vertraut zu machen und so neue Ideen dazu einzubringen, wie die Firma auch in Zukunft weiter wachsen und gedeihen kann.

In allen Gesprächen wurde deutlich, dass die nächste Generation ihre eigenen Vorstellungen davon hat, welche Innovationen als nächstes in Angriff zu nehmen sind. Für einige sind es neue Dienstleistungen, die Entwicklung neuer Lösungen oder die Eroberung neuer Märkte. Während ihre Ideen häufig durch das Bestreben der älteren Generation nach einem bedachten Wachstum gebremst werden, gibt es keinen Zweifel, dass die nächste Generation das Unternehmen auf ihre Weise prägen wird.

Merkmale einer erfolgreichen Übergabe

In seinem Gespräch führte Harveer Singh Sahni ein Zitat aus den Schriften der Sikh-Religion an, das besagt, dass „auf der Reise durch die Welt nichts stehen bleibt, alles sich bewegt." Dann ergänzt er: „Veränderungen sind unvermeidlich und unsere Generation muss das akzeptieren. Wenn wir das schaffen, dann ist der Übergang schmerzfrei, zufriedenstellend und reibungslos."

Diese Einstellung zu Veränderungen wird von anderen Familien geteilt. Wenn beide Generationen sich Veränderungen gegenüber aufgeschlossen zeigen, ist das gut fürs Geschäft und gut für die Familie. Und doch wird es zwangsläufig zu Unstimmigkeiten kommen, wenn die eine Generation Verantwortung abgibt und die andere diese übernimmt. Doch wie diese Unstimmigkeiten geklärt werden, das macht den Unterschied aus – in der Familie und im Unternehmen.

Wie Thomas Hagmaier betont: „Die Grundlage, auf der die nächste Generation in das Unternehmen eingeführt wird, ist Vertrauen. Konflikte mit der jüngeren Generation wird es immer geben. Doch die Zeit füreinander zu finden und Arbeiten in Angriff zu nehmen, die eine Bindung schaffen, kann dazu beitragen, ernste Konflikte zu vermeiden."

„Bei Purgina beruhen Vertrauen und Achtung auf Gegenseitigkeit", sagt Dana Kilarsky. „Es geht darum, die ‚erfahrene Generation' zu achten, unser heute erworbenes Wissen anzuwenden, zuzuhören und vor allem anstehende Probleme miteinander zu besprechen."

Maxime Bayzelon zufolge sehen beide Generationen die Übergabe des Unternehmens als Vorteil an. „Ich profitiere stark von den Erfahrungen meines Vaters. Ich muss noch viel lernen und ich bin froh, ihn an meiner Seite zu haben. Und für ihn bedeutet meine Hilfe, dass ich ihm Arbeit abnehme, so dass er mehr Zeit für seine Interessen außerhalb des Unternehmens hat."

Irgendwann einmal weniger zu arbeiten, ist etwas, worauf sich auch Thomas Hagmeier freut. „Ich kann mir vorstellen, mich in fünf Jahren etwas aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen und eine eher beratende Rolle einzunehmen. Doch im Augenblick kann ich mir ein Leben ohne Etiketten noch nicht vorstellen."

Die Tradition, dass sich zwei Generationen erfolgreich an der Führung eines Unternehmens beteiligen, wird auch bei Lejeune Association Management (LAM), dem Dienstleister, der den FINAT-Verband betreut, gelebt.

Aktuell ist der FINAT in der Obhut von Jules Lejeune. Er übernahm das Geschäft vor 15 Jahren von seinem Vater Mans Lejeune, der den FINAT zuvor 28 Jahre lang geleitet hatte. Jules Lejeune hat zwei Schwestern, Astrid und Lisanne, die sich um andere Verbände in ihrem Unternehmen kümmern. Jules Lejeune sagt: „Unser Familienunternehmen und der FINAT können auf eine 40jährige Zusammenarbeit zurückblicken. Daher liegt er mir besonders am Herzen. Ich bin stolz, ein Bestandteil seiner Geschichte zu sein und die Erfahrungen eines Familienunternehmens mit denen der Mitglieder des FINAT zu teilen."

(Sidebar)

Sechs Strategien für erfolgreiche Familienunternehmen in der Etikettenbranche

Vermächtnis

Jeder ist vom Wert der Geschichte seines Unternehmens überzeugt. Alle haben aus den Erfolgen und Enttäuschungen gelernt, die den Weg des Unternehmens gekennzeichnet haben. Die nächste Generation sieht es als eine Ehre an, dieses Vermächtnis in die Zukunft zu tragen.

Kommunikation

In erfolgreichen Familienunternehmen besteht eine offene Kommunikation zwischen den Generationen und mit den Angestellten. So ist ein erfolgreicher Generationswechsel möglich, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Langfristige Planung

Familienunternehmer wollen sicher gehen, dass sie ein erfolgreiches Unternehmen an die nächste Generation weiter geben. Daher konzentrieren sie ihre Anstrengungen auf Strategien, die einen langfristigen Erfolg sicherstellen, anstatt auf kurzfristige Gewinne zu setzen.

Innovationen

Familienunternehmen können auf viele Innovationen verweisen und suchen immer nach neuen Wegen, Geschäftsprobleme zu beheben und neue Lösungen anzubieten. Diese Innovationsfreudigkeit ist auf das eher bedachte, planmäßige Wachstum abgestimmt, das ebenfalls Bestandteil der Kultur von Familienunternehmen ist.

Die richtige Person für die richtige Aufgabe

Während die Familie natürlich ein wichtiger Teil des Geschäfts ist, sind die Familienmitglieder nicht die einzigen Menschen, die Führungspositionen inne haben. Wichtige Leitungsfunktionen werden den Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten und Leistungen gegeben, unabhängig davon, ob sie zur Familie gehören oder nicht.

Aufgeschlossenheit für Veränderungen

Wenn mehrere Generationen nebeneinander arbeiten, entsteht eine Kultur der Veränderungen als Bestandteil dieser Unternehmen. Sich hier den Veränderungen und der Zukunft gegenüber aufgeschlossen zeigen, trägt zum Erfolg beider Generationen – und des Unternehmens – bei.

www.finat.com

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