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„Wir sind bereit für herausfordernde Ziele“

In der Interviewreihe „Circular Competence“ befragt der VDMA Fachverband Druck- und Papiertechnik seine Mitgliedsunternehmen zu ihren Plänen, Lösungen und Herausforderungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Was kann die Branche dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck von Verpackungen und anderen Druckerzeugnissen zu minimieren?

Dr. Michael Weiss, Vice President New Business & Research bei Voith, Heidenheim, spricht über unabdingbaren Klimaschutz, das technisch umsetzbare Ziel energie- und ressourcen-effizienterer Papierherstellung sowie über den Wunsch nach stringenten, verlässlichen Rahmenbedingungen.

Bis Mitte des Jahrhunderts wollen die führenden Industrienationen klimaneutral wirtschaften. Ist diese Zielsetzung aus Ihrer Sicht realistisch?
Die Zielsetzungen sind nicht nur realistisch, sondern notwendig. Es gibt viele positive Ansätze und Entwicklungen, um die Klimaneutralität in der Wirtschaft zu fokussieren. Das Material Papier leistet hierbei einen wichtigen Beitrag, beispielsweise als Ersatz von erdölbasierten Materialien für nachhaltige Verpackungslösungen, da dieses aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird und recycelbar ist. Als führender Technologie-Lieferant und Full-Line-Anbieter unterstützt Voith seine Kunden weltweit, eine möglichst nachhaltige Papierproduktion zu etablieren. Basierend auf jahrzehntelanger Erfahrung haben wir hierfür das notwendige Know-how und können individuelle und zielorientierte Lösungen für den gesamten Papierherstellungsprozess entwickeln.

Was unternehmen Sie, um den Energiebedarf Ihrer Produktion zu minimieren?
Nachhaltigkeit spielt eine wesentliche Rolle in der Voith-Strategie. Wir möchten branchenweit Impulsgeber sein und sehen uns als Familienunternehmen einem ökologischen, fairen und wirtschaftlich langfristig erfolgreichen Wirtschaften verpflichtet. Mithilfe von neuen Technologien wird die Energie- und Ressourceneffizienz unserer Produktionsprozesse kontinuierlich optimiert. Unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit machen wir mit unserem Nachhaltigkeitsbericht transparent und messbar. Eine Zielsetzung ist, dass alle Voith-Standorte bis 2022 CO2-neutral sind. Die Rating Agentur ISS ESG hat Voith für sein Nachhaltigkeitsengagement mit der Bewertung B- ausgezeichnet. Auf der Basis von über 100 Kriterien wurde die Leistung von Voith im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung überdurchschnittlich bewertet. Voith gehört damit zu den drei besten Unternehmen innerhalb der Branche Anlagen- und Maschinenbau weltweit.

Wie unterstützen Sie Ihre Kunden dabei, energieeffizienter zu produzieren?
Wir liefern modernste Technologielösungen, die den Einsatz von Energie, Rohstoff und Wasser minimieren. Unser Ziel als Full-Line-Anbieter ist es, die effizientesten und nachhaltigsten Lösungen im Markt anzubieten: Unsere vollintegrierten XcelLine Papiermaschinen, die das gesamte Spektrum an Papiersorten abdecken, zählen ebenso dazu, wie unsere energetisch hoch effizienten und am Markt führenden BlueLine-Stoffaufbereitungslösungen, unser Service- und Ersatzteilportfolio und unsere Papermaking 4.0 - Lösungen. Mithilfe von modernsten Digitalisierungs- und Automatisierungstechnologien können unsere Kunden deutliche Effizienz- und Produktivitätssteigerungen im gesamten Prozess erzielen und dabei gleichzeitig nachhaltiger produzieren, indem sie den spezifischen Energieeinsatz verbessern, die Anlagen-verfügbarkeit erhöhen und so letztlich auch die spezifischen CO2-Emissionen senken. Neben der Optimierung von bestehenden Technologien sind neue, disruptive Ansätze zum Erreichen der ambitionierten CO2-Ziele in der Papierbranche notwendig. Diese bahnbrechenden Ansätze zählen auch zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie und sind fester Bestandteil unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.

Welche Rolle spielt das Thema in Ihrer Forschung und Entwicklung?
Nachhaltigkeit, und insbesondere Dekarbonisierung, stehen im Fokus bei der Optimierung und Weiterentwicklung unseres Produkt- und Technologie-portfolios. Innovationen nehmen dabei eine wichtige Rolle ein - neue Standards haben wir beispielsweise mit unseren AquaLine Wassermanagement-Konzepten gesetzt, die den Frischwasserverbrauch im Papierherstellprozess deutlich reduzieren. Bei neuen Forschungsprojekten kooperieren wir auch mit vielen Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Papierherstellung. Ein Beispiel ist die Modellfabrik Papier gGmbH in Düren, in der über 17 Industriepartner gemeinsam Lösungen für eine CO2-neutrale Papierherstellung erforschen. Daneben ist Voith in vielen weiteren Nachhaltigkeits-Initiativen Mitglied, unter anderem in der 4evergreen-Alliance, die sich die Erhöhung der Recyclingquote von faserbasierten Verpackungen auf über 90 % bis 2030 zum Ziel gesetzt hat. Auch mit unserer modernisierten Versuchsstreichmaschine in Heidenheim stellen wir die Weichen für nachhaltige Verpackungspapiere. Auf der weltweit modernsten Versuchsanlage für Streichtechnologien können Kunden ein breites Spektrum an unterschiedlichen Beschichtungsvarianten testen. Die Testversuche verschaffen unseren Kunden eine deutlich höhere Sicherheit bei möglichen zukünftigen Projekten.

Was wünschen Sie sich von Gesetzgebern auf dem Weg zur Klimaneutralität?
Wichtig sind klare Rahmenbedingungen und verlässliche Entscheidungen seitens Politik und Gesetzgebung. Es gilt, langfristig die Weichen zu stellen und die Transformation der Branche gewinnbringend zu unterstützen. Der Ausbau von erneuerbaren Energien und die damit zusammenhängende notwendige Infrastruktur, wie Transportnetze und Speichersysteme, sollte weiter unterstützt werden. Daneben gilt es, CO2-emissionsarme Produktionstechnologien zu fördern.

www.vdma.org

 

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